Sichere Hochsitzkonstruktionen

Unfallverhütungsvorschrift Jagd (VSG 4.4) vom 1. Januar 20006.

Sichere Hochsitzkonstruktionen Anleitungen für den Bau von sicheren Hochsitzen.                                    18. Auflage           November 2021

  1. Einleitung

Erhöht liegende Ansitzeinrichtungen bieten dem Jäger vielfältige Vorteile:­ Durch die erhöhte Sitzposition ist ein Kugelfang gewährleistet.­ Die Fläche ist besser zu überschauen.­ Man wird vom Wild kaum bzw. nicht so schnell wahrgenommen. ­Bei geschlossenen Kanzeln kann man auch bei schlechter Witterung länger ansitzen. Durch praktische Versuche der DEVA (Deutsche Versuchs- und Prüfanstalt für Jagd- und Sportwaffen) wurde festgestellt, dass beim Büchsenschuss eine erhöhte Abprallgefahr am Erdboden besteht, wenn der Schusswinkel weniger als 10° beträgt. Bei einer Waffenauflagenhöhe von 4 Metern würde sich dann eine Schussentfernung von ca. 25Metern ergeben. Da dieser Schusswinkel in der Praxis kaum zu realisieren ist, muss beider Standortauswahl der Ansitzeinrichtung die mögliche Gefährdung des “Hinterlandes” berücksichtigt werden. Insbesondere bei der Erntejagd am Raps und Mais sind erhöhte Ansitzeinrichtungen zu verwenden. Beim Einsatz der in dieser Broschüre vorgestellten Ansitzeinrichtungen ist immer darauf zu achten, dass ein Kugelfang vorhanden ist. Leider bieten jagdliche Ansitzeinrichtungen nicht nur Vorteile. Die Unfälle, die bei der land-wirtschaftlichen Berufsgenossenschaft gemeldet und bearbeitet werden, belegen das.­ Jäger fiel von der Hochsitzleiter, weil die Sprosse brach: Komplizierter Armbruch und Prellungen.­ Morscher Hochsitz stürzte mit dem Jäger um: Genickbruch.­ Beim Besteigen der Hochsitzleiter abgerutscht, aus der umgehängten, geladenen Waffe löste sich ein Schuß: Lebensgefährliche Verletzung. Absturzunfälle von Hochsitzen bilden einen Unfallschwerpunkt im jagdlichen Unfallgeschehen. Fehlendes Geländer oder mangelhaft ausgeführte Aufstiege und insbesondere ungenügend befestigte Sprossen sind dabei eine häufige Unfallursache. Kommt zusätzlich noch menschliches Fehlverhalten dazu, z.B. eine geladene Waffe beim Aufstieg ,kann ein solcher Unfall tödlich enden. Beim Besteigen der Leiter ist die Waffe diagonal auf dem Rücken zu tragen (soweit der Einstieg dies zulässt). Dann kann man sich mit beiden Händen an der Leiterfesthalten. Bei starkem Wind und Gewitter sind Ansitzeinrichtungen nicht zu benutzen! In dieser Broschüre finden Sie Hinweise für den Eigenbau von verschiedenen Ansitzeinrichtungen. Bei Beachtung der Verhaltensregeln, der Bauanforderungen, regelmäßiger Wartung und Instandhaltung lassen sich die o.a. Unfälle mit Sicherheit vermeiden. Für das gewerbliche Inverkehrbringen sind u. a. die Holzbau Norm 1052 und folgende Aspekte zu berücksichtigen: Verkehrslast von min. 1,50 kN, Schneelast von1,10 kN/m², Windgeschwindigkeit bis min. 22,5 m/s. Standsicherheitsnachweiskann u. a. durch Statik erbracht werden. Die Lasten sind ungünstigst unter Berücksichtigung der jeweiligen Teilsicherheitsbeiwerte zu kombinieren.

2 Gesetze und Vorschriften

  1. Landesjagdgesetz, Landesbauordnung etc.
  1. Einschränkungen bei der Bauform der Ansitzeinrichtung zu beachten? (z. B. in Landschafts-, Naturschutzgebieten und Nationalparks)2.2 Unfallverhütungsvorschriften Bei der Jagdausübung und beim Bau von Ansitzeinrichtungen ist nicht nur die VSG 4.4Jagd (Vorschrift für Sicherheit und Gesundheitsschutz), sondern es sind alle Unfallverhütungsvorschriften der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft zu beach-ten. Bei den Vorarbeiten (Materialauswahl, Bäume fällen etc.) sowie beim Bau von Ansitzeinrichtungen (Maschineneinsatz, Montage etc.) sind insbesondere folgende Unfallverhütungsvorschriften zu berücksichtigen:­ VSG 1.1 Allgemeine Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz­ VSG 1.3 Erste Hilfe­ VSG 2.1 Arbeitsstätten, bauliche Anlagen und Einrichtungen­ VSG 2.3 Leitern und Tritte­ VSG 3.1 Technische Arbeitsmittel­ VSG 4.3 Forsten Liegen Ihnen die Unfallverhütungsvorschriften nicht vor, können Sie diese bei Ihrer Berufsgenossenschaft jederzeit anfordern! Sie können sie auch herunterladen unter:
    1.                                                        www.svlfg.de

3. Allgemeine Hinweise

3.1 Holzauswahl

Ansitzeinrichtungen sind ständig der Witterung ausgesetzt, deshalb ist die richtige Auswahl des Holzes, die Verarbeitung sowie der Schutz des Holzes vor Nässe mitentscheidend für die Lebensdauer der Hochsitze. Dies gilt insbesondere für die tragenden Elemente. Es ist nur gesundes und entrindetes Holz zu verwenden. Aus Kosten- und Gewichtsgründen werden überwiegend Nadelhölzer eingesetzt. Folgende Holzarten eignen sich besonders für den Einsatz beim Bau von Ansitzeinrichtungen:

1. Douglasie

2. Lärche

3. Kiefer

4. Fichte

5. Tanne

 Die Bäume sollten im Winter gefällt werden. Das Schälen oder Streifen der Stämme geht leichter, solange die Rinde frisch ist. Die Stämme werden an einem luftigen, schattigen Platz aufgestellt, z. B. unter einem Dachüberstand oder unter einem großen Laubbaum. Dort kann das Holz langsam trocknen. Nur gesundes Material wird dann später zum Bau von Ansitzeinrichtungen verwendet. Im Sommer geschlagenes Holz trocknet häufig sehr schnell und es kommt zu starker Rissbildung. Dort können sich Holzpilze festsetzen, die den Fäulnisprozess fördern. Schnittholz, z.B. Latten, Kanthölzer und auch gefräste Rundhölzer, haben eine geringere Festigkeit als unbearbeitete, natürlich gewachsene Stämme und Stangen (Rundhölzer).Bei der Verwendung von Laubholz sind Eiche oder Akazie (Robinie) bevorzugt einzusetzen. Sie eignen sich besonders für folgende Einsatzzwecke: Erdanker, Fundamentpfähle, Bretter im Außenbereich, Leitersprossen. Für den Bau von Kanzeln wird auch aus Kostengründen überwiegend Nadelholz verwendet. Soweit keine höherwertigen Hölzer eingesetzt werden, sind nach Möglichkeit Lärchenbretter zu verwenden. Bei einseitig gehobelten Dielen wird die glatte Seite nachaußen gesetzt, damit das Wasser besser ablaufen kann. Für die Außenwände eignen sich auch Siebdruckplatten oder Betonplanplatten (Betoplan Platten). Hier müssen aber die Schnittkanten  gut versiegelt werden. Die Fußbodenbretter im Außenbereich werden so befestigt, dass zwischen ihnen ein ca. 10 mm breiter Luftspalt verbleibt. Dann kann sich das Holz bei Feuchtigkeit ausdehnen und das Regenwasser kann besser ablaufen. Nach Möglichkeit werden unter die Bretter Distanzscheiben gelegt, so dass auch hier das Holzabtrocknen kann. Die Bretter für die Außenhaut der Kanzel sollten ca. 20 mm, die für den Fußboden ca. 30 mm stark sein.

Bei der Planung eines Hochsitzes sind zuerst die revierabhängigen Faktoren zu berück-sichtigen, wie z. B. Einstand des Wildes, Wildarten, Schussfeld, Hauptwindrichtung, gute Erreichbarkeit ohne Beunruhigung des Wildes. Aus diesen Punkten und der gewünschten Jagdart ergibt sich dann die Art und Größe der Ansitzeinrichtung. Daneben sind aber auch folgende Punkte zu beachten: ­Liegt die Genehmigung des Grundeigentümers vor? (siehe Landesjagdgesetz)­Ist eine Baugenehmigung erforderlich?(siehe Landesbauordnung)­